Wer ist schuld dass die drei Bieter für die 41,56% ÖIAG-Anteile an der AUA kein passables Angebot legten?

„[A]lle kochen nur mit Wasser.
Und warum sollen wir nicht das können, was die Lufthansa mit der AUA könnte.“
Wirtschaftskammerpräsident
Christoph Leitl, 23.10.2008

Es ist schon wie verhext: Da bietet die ÖIAG Teile eines „hoch attraktiven Unternehmens“ (Vizekanzler Wilhelm Molterer) feil, was ja an sich schon ein „Verbrechen am österreichischen Volk“ (LAbg. Fritz Dinkhauser) ist und dann stellt sich heraus, dass die Transaktion mit dem einzigen verbliebenen Bieter Lufthansa „vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung der AUA und offenbar auseinander liegender Verhandlungspositionen“ nicht zustande kommen könnte. Der Volksmund ist irritiert und spricht schon von einer Verschwörung:
  • „Das große Interesse und der derzeit wieder stark steigende Aktienkurs zeigen deutlich, dass in der AUA Unternehmenssubstanz als auch strategisch noch viel möglich ist“, weiß Staatssekretärin Christa Kranzl.
  • „Da hatte doch zunächst noch Air France/KLM wegen eines „ambitionierteren strategischen Konzeptes“ die Nase vorne und plötzlich findet sie die AUA mit € 1,3 bis 1,4 Mrd. überteuert?
  • „Da forderte S7 die Lufthansa heraus, wollte innerhalb von fünf Jahren zusätzlich drei Millionen Passagiere generieren, legte das höchste Angebot und plötzlich legt sie sich mit Air Berlin und flyniki ins Bett und steigt sang- und klanglos aus?
  • „Da wollte doch die Lufthansa € 8/Aktie bieten und jetzt will sie diese „Perle“ zum Pappenstiel?
Obwohl am „Ostmarkt der AUA großes Interesse“ besteht (Staatssekretärin Christa Kranzl), herrscht eine Privatisierungseile die den Verdacht nähre, „dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zugeht“ (BRO Al Junghans)! Für so viel Dilletantismus im strukturierten Bieterprozess muss es einen Sündenbock geben und der in Peter Michaelis schnell gefunden war: „Die ÖIAG hat es verschissen“, meint ÖIAG Aufsichtsrat und Vorsitzender der Postgewerkschaft Gerhard Fritz. Nur was hat sie versemmelt?
  • Während Staatsekretärin Christa Kranzl immer noch im Juli eine so genannte „Stand-alone-Lösung“ favorisierte und nach wie vor Sheikh Al Jaber mit an Board holen wollte, lehnte Peter Michaelis dessen Wünche auf mehr Aktien und mehr Einfluss für sein geplantes Investment von € 150 Mio. höflich aber bestimmt ab.
  • „Im Anschluss daran läutete er seine Parforcejagd zum Anteilsverkauf mit einem Beratungsauftrag an BCG ein, der (für die Politik) herausfinden sollte, wer bester AUA-Eigentümer wäre. Wenig überraschend wurde Lufthansa genannt. Selbstredend ist eine solche Expertise für Fachleute entbehrlich.
    Anfang August ventilierte Dr. Michaelis, eine „Finanzierungslücke“ in Höhe von € 150 bis 200 Mio. eventuell durch einen Gesellschafterzuschuss zu schließen, was von den Regierung abgelehnt wurde.
  • „Am 1.8.2008 ersucht die ÖIAG um einen Privatisierungsauftrag, die fünf Arbeitnehmervertreter in deren Aufsichtsrat stimmen gegen dien „skandalösen“ Beschluss.
    Der Ministerrat legte mit dem Privatisierungsbeschluss vom 12.8.2008 quasi Handschellen und Fußfesseln an.
  • „Die ÖIAG zog den Privatisierungsauftrag mit Hilfe der Investmentbank Merrill Lynch in einem straff strukturierten Bieterprozess zügig durch.
  • „Während Bedenkenträger am 10.10.2008 die Privatisierung verschieben wollten, warnt die AUA am 13.10.2008 davor: „Nur ein Zusammengehen mit einem vertriebsstarken strategischen Partner sichert die Zukunft ohne nachhaltige umfangreiche Kapazitätsrücknahmen.“
  • „Als am 22.10.2008 durchsickert, dass nur Lufthansa ein (nicht gefälliges) Offert einreichte, gerate der wenige professionelle Bieterprozess zur Frarce.
Wenn der Anteilsverkauf scheitere, dann würde die AUA eine Geldspritze zwischen € 400 und 500 Mio. benötigen. Alf Junghans brachte die Ansichten eines Kabarettisten auf den Punkt: „Die vorrangige Aufgabe eines neuen Eigentümers sei zu investieren und den Flottensalat bereinigen“. Also: Alteigentümer fürstlich auszahlen, Schulden übernehmen, Flotte erneuern, Produktionskosten und Streckennetz belassen! Wenn nicht springt eben der Staat ein – und nach einem Jahr – mit deutlich verkleinerter Flotte beginnt das Spiel von vorne. Ob dann der Herr Oberkämmerer Leitl bereits herausgefunden hat, warum die Lufthansa strukturelle Wettbewerbsvorteile hat?

Wer noch immer nicht die Gründe für das zähe Interesse an der AUA erfasst hat, der sollte sich einem Reality Check unterziehen.

PS.: In den letzten Monaten wurde mehrmals Wortspenden (z.B. Hannes Androsch, Rudolf Hundsorfer, Christoph Leitl, Christoph Matznetter) über das Verschenken der AUA abgegeben. Die AUA zählt zu den typischen Danaergeschenken; oder um mit einem Trivialbeispiel zu enden: Jemand möchte für eine Rostschüssel ein paar Kreuzer und bemerkt so nebenbei, dass sein Darlehen von € 100.000 übernommen werden müsse. Es wird wenige Philanthropen geben, die so handeln…
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Austrian Airlines & die "integrierte Eigenständigkeit"

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