Warum kann auch das Verschweigen von Tatsachen zu wirtschaftlichem Schaden führen?
Teil II: Die Jahresverlustprognose von € 100 bis € 125 Mio. vor „Sondereffekten“
Da der Buchwert der AUA Flugzeugflotte für knapp 2/3 des Vermögens verantwortlich zeichnet, hat jede Wertminderung gravierende bilanzielle Auswirkungen. Obwohl die AUA dies im Halbjahresfinanzbericht (Seite 24f) kommentierte, berichtete – soweit überblickbar - nur das Wirtschaftsblatt darüber. Da zwischenzeitlich der EUR gegenüber dem USD im höher an Wert verlor, mailte ich am 18.9.2008 mailte zahlreiche in- und ausländischen Medien meinen ersten Beitrag über die drohende Wertminderung der AUA-Flugzeugflotte. Bedauerlicherweise fand diese Information nicht Eingang in die Medien; das ist insofern sonderbar, als dies jeder transparenten, überzeugenden und wertungsfreien Berichterstattung widerspricht.
Als knapp einen Monat später die Gewinnwarnung der AUA im Blätterwald zwar ihre Spuren hinterließ, aber über die „Sondereffekte“ nichts Erläuterndes zu lesen war, wollte ich von der „Die Presse“ wissen, warum sie ihre Leser nicht über mögliche außerplanmäßigen Abschreibungen der Flugzeugflotte informiert. Mein e-mail blieb bisher unbeantwortet. Doch siehe da: Hedwig Schneid - sie begleitet die AUA seit Jahren journalistisch – bastelte daraus eine umfängliche Geschichte die sich zu kommentieren lohnt:
PS: Angesichts der täglich auf uns niederprasselnden Hiobsbotschaften aus dem Finanzsektor bin ich froh, dass mit den „Sondereffekten“ keine möglichen Kursverluste aus der Veranlagung von Wertpapieren zum Nominale von € 159,8 Mio. gemeint sind (Halbjahresfinanzbericht, Seite 25).
„Wir unterstützen die AUA auch in Zukunft auf ihrem eigenständigen Weg.
Die rot-weiß-rote Heckflosse ist ein wichtiger Eckpfeiler
für einen erfolgreichen und zukunftsorientierten Wirtschafts- und Arbeits-Standort Österreich.“
Vizekanzler Wilhelm Molterer, 31.3.2008
Da der Buchwert der AUA Flugzeugflotte für knapp 2/3 des Vermögens verantwortlich zeichnet, hat jede Wertminderung gravierende bilanzielle Auswirkungen. Obwohl die AUA dies im Halbjahresfinanzbericht (Seite 24f) kommentierte, berichtete – soweit überblickbar - nur das Wirtschaftsblatt darüber. Da zwischenzeitlich der EUR gegenüber dem USD im höher an Wert verlor, mailte ich am 18.9.2008 mailte zahlreiche in- und ausländischen Medien meinen ersten Beitrag über die drohende Wertminderung der AUA-Flugzeugflotte. Bedauerlicherweise fand diese Information nicht Eingang in die Medien; das ist insofern sonderbar, als dies jeder transparenten, überzeugenden und wertungsfreien Berichterstattung widerspricht.
Als knapp einen Monat später die Gewinnwarnung der AUA im Blätterwald zwar ihre Spuren hinterließ, aber über die „Sondereffekte“ nichts Erläuterndes zu lesen war, wollte ich von der „Die Presse“ wissen, warum sie ihre Leser nicht über mögliche außerplanmäßigen Abschreibungen der Flugzeugflotte informiert. Mein e-mail blieb bisher unbeantwortet. Doch siehe da: Hedwig Schneid - sie begleitet die AUA seit Jahren journalistisch – bastelte daraus eine umfängliche Geschichte die sich zu kommentieren lohnt:
- Die „Sondereffekte“ betreffen Wertminderungen der Flugzeugflotte: Die AUA wies laut ihren Geschäftsberichten (Seite 78) 2006 € 9,2 Mio. und 2005 € 32,1 Mio. an Wertminderungen aus, die gemäß Position 12 der Erläuterungen (Seite 78) auf, die sich in den „Abschreibungen auf Sachanlagen
und immaterielle Vermögenswerten“ finden und damit im Betriebsaufwand und daher im operativen Ergebnis (EBIT) enthalten sind. Einen Jahresverlust von € 100 bis € 125 Mio. in einer Gewinnwarnung der AUA zu prognostizieren, in der drohende Wertminderungen der Flugzeugflotte in dreistelliger Millionenhöhe nicht enthalten sind, ist irreführend und nicht transparent. Diese nicht bezifferten „Sondereffekte“ könnten wegen der sonst drohenden Überschuldung noch vor Jahresultimo eine Geldspritze (= Kapitalerhöhung und/oder Gesellschafterdarlehen) erfordern, weshalb die Marktteilnehmer darüber zu informieren sind. - Nach AUA-Kreisen stiege der Verlust auf bis zu € 170 Mio. an, wenn Abwertungen der Flugzeugflotte notwendig würden, was derzeit als so gut wie sicher gelte: Wenn also der Jahresverlust von € 100 bis € 125 Mio. vor „Sondereffekten“ prognostiziert wird, dann blieben für diese lediglich € 45 Mio. übrig, was bei den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht nachvollziehbar ist:
- Die AUA rechnet mit gleich bleibenden Nettogeldzuflüssen und hofft auf einen „strategischen Partner“, der ihr die Ausflottung von 50 bis 60 der rund 100 Flugzeuge sie damit nicht auf die Größe einer regionale Wiener Fluglinie schrumpft, enthält sich aber eines jeden Hinweises, wie dadurch Gewinne erwirtschaftet werden sollen, wenn alles so bleibt wie es ist.
- Obwohl die AUA – wie „Die Presse“ schreibt – auslaufende Leasingverträge zu deutlich schlechteren Konditionen umschulden muss, kalkuliert sie weiterhin mit einem Abzinsungssatz von 5%.
- Die AUA prognostiziert zum Ultimo 2008 einen Devisenkurs von 1 EUR = USD 1,495 (aktuell: € 1,3409).
- Insider gehen von einem Abwertungsbedarf von bis zu € 190 Mio.: Um die Wertminderung der AUA Flugzeugflotte auf Grund der Abwertung des EUR gegenüber dem USD ermitteln zu können, braucht man kein Insider zu sein, sondern lediglich eine einfache Schlussrechnung lösen: Die AUA ermittelte den Buchwert der Flugzeugflotte im Halbjahresfinanzbericht 2008 (Seite 24f) bei einem Austauschverhältnis von 1 EUR = USD 1,54 und benannte eine Wertminderung von € 50 Mio. bei einem Austauschverhältnis von 1 EUR = USD 1,49. Wenn also der EUR zum Jahresultimo zum Devisenkurs von 1 EUR = 1,3409 USD notiert, dann ist er gegenüber der Kalkulationsgrundlage um 19,91 cents weniger wert, weshalb die Wertminderung daher € 199,1 Mio. betragen würde.
- Nur ein strategischer Partner könne die AUA aus den roten Zahlen bringen: Die Erkenntnis ist zwar nicht neu (dazu mein Beitrag vom 22.9.2008), aber nach wie vor mit einem Mythos behaftet: Die AUA braucht einen strategischen Eigentümer!
- Infolge des Kurssturzes sei ein geringerer Verkaufserlös von rund € 5/Aktie statt der ursprünglich erwarteten acht oder mehr EUR auch für die ÖIAG das kleinere Übel zu sein: Die AUA Aktie notierte vor der „Übernahmephantasie“ zu tiefst mit € 2,22/Aktie (15.7.) und schloss am Freitag mit € 3,89/Aktie (17.10). Um das in Zahlen zu gießen: Vor dem „Kurssturz“ ermittelte die ÖIAG einen Kaufpreis für alle AUA-Anteile von € 705 Mio. und mehr, nach dem Kurssturz „nur“ € 440 Mio. Das sind für den Verkauf eines denkmalgeschützten Unternehmens (z.B. Erhalt des Streckennetzes und der Arbeitsplätze bei nicht wettbewerbsfähigen Produktionskosten) auf verseuchtem Grund (z.B. Nettoverschuldung Ultimo 2007: € 982 Mio.) in Anbetracht dessen was bei Scheitern der Übernahme vor Jahresende auf die AUA alles zukommt (siehe oben), unverschämt überzogene Preisvorstellungen, wenn sie denn von der ÖIAG genannt wurden, was ich ausschließe. Da der Wirtschaftsredakteurin an einer seriösen Recherche nicht gelegen zu sein scheint, ist es viel wahrscheinlicher, dass die genannten € 8 bzw. € 5/Aktie von Informanten ohne Realitätsbezug stammen, die von purem Eigeninteresse geleitet sind. Offensichtlich ist diesen Kreisen verborgen geblieben, dass Fluglinien durch die sinkende Nachfrage Strecken ausdünnen oder sogar streichen, um die auch von nicht wettbewerbsfähigen Fluglinien wie der AUA sowohl geschaffenen als auch gerügten Überkapazitäten abzubauen.
Es ist daher folgewidrig, nach wie vor unter den wenigen, profitabel wachsenden Luftfahrtkonzernen einen Mäzen zu suchen, der an die Altaktionäre € 440 Mio. zahlen, die Netto-Schulden von € 982 Mio. (Stand. 31.12.2007!!) übernehmen und auch noch die Verkehrsinfrastruktur der Region Centrope finanzieren soll!
Nur zum Vergleich: Die Lufthansa zahlte 2005 in einer Aufschwungphase für eine bereits restrukturierte SWISS an die Kernaktionäre (ca. 85%) mit einem Besserungsschein und fand den Streubesitz (ca. 15%) mit umgerechnet rund € 45 Mio. ab. Drei Jahre später löste sie den Besserungsschein mit umgerechnet rund € 172 Mio. ab, sodass die SWISS umgerechnet um rund € 217 Mio. akquirierte. Und die Schweiz hat laut Wirtschaftsministerin Doris Leuthard vom Engagement der Lufthansa profitiert!
PS: Angesichts der täglich auf uns niederprasselnden Hiobsbotschaften aus dem Finanzsektor bin ich froh, dass mit den „Sondereffekten“ keine möglichen Kursverluste aus der Veranlagung von Wertpapieren zum Nominale von € 159,8 Mio. gemeint sind (Halbjahresfinanzbericht, Seite 25).
AUAblogger - 19. Okt, 00:00