Warum können profitable Fluglinien keinen Botschafter geben?
„Mit der erfolgreichen Focus East Strategie,
unserem kompromisslosen Qualitätsbekenntnis und unseren engagierten Mitarbeitern
ist unsere rot-weiß-rote Heckflosse für eine eigenständige Zukunft bestens positioniert.“
CEO Alfred Ötsch, AUA-Pressemeldung vom 31.3.2008
Die AUA mag zwar nach wie vor als nationales Symbol wie die Wiener Sängerknaben, die Lipizzaner oder die Mozartkugeln durchgehen, der Kunde wird den Verkehrsträger nach seinem (subjektiven) Preis-/Leistungsverhältnis auswählen und günstig fliegen. Das wird ihn aber nicht daran hindern gegebenenfalls über das mögliche Debakel der AUA zu lamentieren („die ausgezeichnete Boardverpflegung und das bezaubernde Lächeln der Flugbegleiterinnen glichen die Rotkäppchenmontur mit den rote Strumpfhosen mehr als aus“), ebenso wie er das Greißlersterben („es war schon praktisch schnell Schnürsenkel zu holen, nur leider konnte man bei den Preise nichts kaufen, er war einfach viel zu teuer“) bedauert hat.
Auch der Kunde, der Wien zum Ausgangspunkt seiner Flugreise wählt, schätzt brauchbare Alternativen und erinnert sich beispielsweise noch gerne an die Zeit zurück, als Wien und Prag von mehreren Fluglinien verbunden wurden. Als Ergebnis dieses Wettbewerbes bot auch die AUA den Hin- und Rückflug ab € 99 (redticket) an; das ist jener Schnäppchen-Preis, den die Lufthansa im Rahmen ihres betterFly Tarifkonzepts seit 2006 für Nonstop-Flüge aus allen deutschen Abflugorten zu Zielen in Ländern der Europäischen Union, in die Schweiz, nach Norwegen und in die Türkei offeriert. Seit die AUA zwischen Wien und Prag wieder zum Monopolisten wurde, heißt es Schluss mit günstig: Der Mindestpreis (redticket, Buchungsklasse W) hat sich auf € 363,93 erhöht und damit fast vervierfacht. Ohne Wochenend- bzw. Drei-Tagesbindung klettert der preiswerteste Flugtarif (Economy flexibel) auf wohlfeile € 752,93. Und der ist mit dem ermäßigten Business-Tarif (Buchungsklasse D) identisch.
Während die AUA auch in Märkten expandierte, die bereits von Konkurrenten bedient wurden, erwartet sie im Gegenzug für ihre Pionierarbeit bei der Erschließung der „Focus East“ (Zwergen-)Märkte einen Gebietsschutz bis zum Sankt Nimmerleinstag. Dadurch könne sie das Angebot auch zu Mondpreisen absetzen und ungünstige Rahmenbedingungen (exorbitanter Kerosinpreis, kleinteilige Flugzeugflotte, ruinöser Wettbewerb) abfedern. Allerdings grenzt dieses Ansinnen deshalb an Wirklichkeitsverweigerung, weil die Kunden die nicht wettbewerbsfähigen Produktionskosten nur Monopolisten bezahlen. Diese werden aber von jenen Mitbewerbern herausgefordert, die sich bereits von Boschaftern zu Unternehmern weiterentwickelt haben und die Gewinnerzielungsabsicht ins Zentrum ihrer Aktivitäten rücken: Sie stellen sich dem Wettbewerb, modernisieren ihre Flotte und erweitern dann ihr Streckennetz, wenn sie dadurch profitabel wachsen können!
AUAblogger - 28. Sep, 13:40