Welche Altlasten müssen rasch beseitigt werden weil sie die AUA massiv schwächen?

Teil I: Die verzinslichen Verbindlichkeiten

„Ich habe 1971 die AUA gerettet für Österreich, saniert
und dann hat sie zwanzig Jahre Gewinne gemacht.“
Vizekanzler aD Dr. Hannes Androsch (SPÖ) in: Travel Express, 04.06.2008

„Staatsvertragskanzler“ und „Republikbaumeister“ Julius Raab zählt sich zu jenen (großen) Politikern, der die Leut' dazu bringt, das zu tun, was er wollte. Zu den Visionären wird man ihn wohl auch nicht zählen dürfen – die Chancen des „Narrenkastl’s“ unterschätzte er gewaltig – und über den Wolken mag die Freiheit auch nicht grenzenlos sein: „Ich halt nix von der ganzen Fliegerei. Das kost' mehr, als wir uns leisten können“, meinte er zur Gründung der AUA 1957. Dennoch verkörpert die AUA bereits mehr als ein halbes Jahrhundert einerseits das Weltmännische, sie gilt als „Visitenkarte Österreichs in der gesamten Welt“ (BK Gusenbauer), „sie ist in Europa und in der Welt zu Hause“ (BM Molterer) und „Botschafter Österreichs in aller Welt“ (CEO Ötsch) andererseits repräsentiert die rot-weiß-rote Heckflosse die österreichische Identität. Und um die gemütliche Atmosphäre bei einem Heurigen beneidet uns die ganz Welt!

Ihre Blütezeit erlebte die AUA in Zeiten von dupolistischen Märkte: Die Verkehrsrechte waren reglementiert, jeder National-Carrier teilte sich den Markt und bediente bei geregelten Preisen die Hauptstadt des Partners. Da waren Preise, Kosten und Margen hoch, weshalb sich locker Geld verdienen ließ. Was damals – und leider auch heute – mächtig störte war der Wettbewerb. Mitte der 70-er Jahre bekamen dies zunächst Flugkapitän Jörg Stöckl mit Montana zu spüren und wenig später Niki Lauda. Der dreimalige F1 Weltmeister (1975, 1977 und 1984) dazu im Schweizer Wirtschaftsmagazin „Bilanz“:

Damals gab es ein Riesenmeeting, da hat Kreisky den Austrian-Chef eingeladen, den Verkehrsminister, den Finanzminister und mich. Es gab Krieg, weil ich keine Erlaubnis zu fliegen erhielt. Kreisky eröffnete die Sitzung mit den Worten: „Den Porsche haben wir aus dem Land vertrieben, jetzt baut er die Autos in Deutschland. Ich will nicht, dass das auch mit dem Herrn Lauda passiert. Wieso kann der mit seinen Propellermaschinen nicht fliegen?“ Darauf sagte der Chef der Austrian: „Mit dieser Fokker kann man nicht über die Berge fliegen, weil sie keine Druckkabine hat.“ Da sagte ich: „Sind Sie verrückt? Ich flieg sie ja selber, natürlich hat sie eine Druckkabine. Sehen Sie, Sie haben keine Ahnung!“ Der Finanzminister hat mich gefragt, was ich für eine Gesellschaftsform hätte. Ich: „Eine GmbH und Co KG.“ Sagt der: „Lassen Sie sie doch in Konkurs gehen.“ Darauf ich: „Ich habe mir von einer Bank Geld ausgeborgt, und ich will das zurückzahlen.“ Da hat der gesagt, der Finanzminister, wortwörtlich: „Die Banken haben eh genug Geld, ist doch eh wurst.“

Hat er das wirklich so gesagt, der Vizekanzler Hannes Androsch? Ich denke, es wird wohl eines dieser unglückseligen Missverständnisse gewesen sein, die uns Tag täglich begleiten. Denn ganz so wurst war’s Ende der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht (mehr): „Niki Nazionale“ expandierte kräftig und nahm 1997 mit der AUA (36%) und der Lufthansa (20%) zwei Gesellschafter herein. Seit der Liberalisierung der europäischen Luftfahrt, welche am 1.4.1997 vollendet wurde, war auch die Lauda Air trotz niedrigerer Produktionskosten nicht mehr wettbewerbsfähig. Niki Lauda’s Ansinnen, durch Sale-& Lease-Back-Geschäfte stille Reserven von rund € 90 Mio. zu heben und so den Bilanzverlust zu minimieren, nahm das AUA Vorstandsduo Bammer & Rehulka zum Anlass, die Lauda Air in mehreren Schritten gänzlich zu übernehmen.

Je nach Lesart kann man die Akquisition der Lauda Air als fatalen Irrtum oder als massive Begünstigung der drei Gläubigerbanken qualifizieren, welche zudem durch ihre Vorstandsvorsitzenden im AUA-Aufsichtsrat vertreten waren: Denn mit deren Vollkonsolidierung erhöhten sich zum Ultimo 2000 die festverzinslichen Verbindlichkeiten der AUA um rund eine Milliarde Euro auf € 2,5 Mrd. Die Banken freuten sich überdies über fette Einahmen und die AUA bürdete sich Aufwandszinsen auf, welche sie in dem gegebenen Marktumfeld mit extrem niedrigen Margen nicht mehr verdienen konnte.

Übrigens: Der Jahresumsatz der AUA betrug 2000 € 1,7 Mrd….
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Beobachter

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