Freitag, 17. Oktober 2008

Wie hoch wird der Jahresverlust der AUA nach „Sondereffekten“ sein?

„Die AUA ist saniert – insofern, als die größten Verlustquellen beseitigt sind.“
CEO Alfred Ötsch, Der Standard, 17.5.2008

Nachdem die AUA am 29.7.2008 den am 9.6.2008 prognostizierten Jahresverlust für 2008 von € 70 bis 90 Mio. bestätigt hatte, erhöhte sie diesen am 16.10.2008 auf € 100 bis 125 Mio. Allerdings vor „Sondereffekten“, was auf einen, um außerordentliche Ereignisse bereinigten Jahresverlust hindeutet. Ob diese Einmaleffekte den Abgang mindern oder erhöhen könnten, sollte beim Emittenten unbekannt sein; andernfalls sprechen wir von einem kursrelevanten Umstand, über den alle Marktteilnehmer aktuell, verlässlich und transparent informiert werden müssten (vgl. auch § 48d BörseG). Nur warum schränkt die AUA ihre Prognose um „Sondereffekte“ ein, wenn sie in ihren bisherigen Vorschauen darauf verzichtete?

Wir erinnern uns:
Anlässlich der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz freute sich die AUA über die „positive Entwicklung im zweiten Quartal“ und klagte über „eine durchschnittliche Treibstoffpreissteigerung von 73,7% gegenüber dem Vorjahr, die anhaltende Subprime-Krise, abkühlende Konjunktur, die enorm hohe Dichte an Low Cost Carriern am Hub Wien und eine sehr aggressive Preisgestaltung einzelner Billigfluglinien“. Im Vorwort des Halbjahresfinanzberichtes schreibt der Vorstand an die AktionärInnen:

„Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen können wir auf unsere erfolgreiche strategische Positionierung aufbauen. Sowohl externe als auch interne Faktoren sprechen für uns. Die erfolgreich abgeschlossene Redimensionierung der Langstrecke, die positive Entwicklung der Nettoverschuldung und des Net Gearings über die Jahre und die gut aufgestellte Flotte schaffen ein solides Fundament. Die geographische Lage des Hub Wien im Vergleich zu anderen Flughäfen wie Frankfurt oder München bringt durch kürzere Flugzeiten in den Osten Kosten- und Qualitätsvorteile. Die Focus East Ausrichtung erzeugt durch die geringere konjunkturelle Anfälligkeit der CEE Länder wichtige Stabilität.“

Dazu passt auch ein am 11.8.2008 erschienener Bericht der deutschen WirtschaftsWoche: Nach namentlich nicht genannten führenden Managern stehe die AUA „deutlich besser als bisher dargestellt da. … Bisher mussten wir die Lage so dramatisch schildern, damit wir auch wirklich den Beschluss zur Privatisierung bekommen“. Das Blatt folgerte daraus, dass sich der Übernahmepreis merklich erhöhen werde.

Obwohl sich Sheikh Al Jaber „bewusst in die Irre geführt“ fühlte und den Vertrag „wegen offenkundig unrichtiger Darstellung der Unternehmensentwicklung“ mit Anwaltsschreiben vom 30.4.2008 kündigte, sah sich die AUA verpflichtet, die Beschlüsse der Hauptversammlung vom 7.5.2008 umzusetzen. Ohne ein Emissionsprospekt zu veröffentlichen, terminierte sie zwischen 25.8. und 8.9.2008 eine Kapitalerhöhung, bei der jeder Altaktionär (Stichtag: 10.3.2008) bis zu 1.000 Aktien um € 4,89/Stück zeichnen durfte. Am 2.9.2008, also während der Bezugsfrist, berichtete der KURIER von am Finanzmarkt Frankfurt kursierenden Gerüchten, wonach die Lufthansa € 8/AUA-Aktie bieten wolle. Am 4.9.2008 stieg der Kurs der AUA-Aktie zwischenzeitlich auf € 7,25 (Kurs am 15.7.2008: € 2,22) und stürzte dann innerhalb weniger Minuten auf € 5,65 ab (Schlusskurs 16.10.2008: € 3,87) Die Finanzmarktaufsicht prüfte routinemäßig. Die Kapitalerhöhung spülte rund € 12 Mio. in die Kassen der AUA.

Freilich informiert der Halbjahresfinanzbericht (Seite 24f) auch über eine drohende Wertminderung der Flugzeugflotte, die ich in meinen Beiträgen vom 18.9.2008 und vom 15.10.2008 detailliert beschrieb. Wäre es daher denkbar, dass die AUA bei den „Sondereffekten“ auf außerplanmäßige Abschreibungen bezieht, welche derzeit allein aus dem Wertverlust des EUR gegenüber dem USD (aktueller Kurs: USD 1,3458/€) € 194,2 Mio. betragen?

Wenn die Bilanzierung mit den Vorjahren konsistent bleibt, dann nicht. Denn Wertminderungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte werden in der Gewinn- & Verlustrechnung in Position 12 ausgewiesen (vgl. Geschäftsbericht 2007, Seiten 78 & 92) und erhöhen den Betriebsaufwand und reduzieren das operative Ergebnis (EBIT) sowie das Jahresergebnis.

Bericht:
KIANI-KRESS, Rüdiger: Pech in Wien, in: WirtschaftsWoche 33/2008, Seite 10
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